Der deutsche Halbkettenpanzer Sonderkraftfahrzeug 251 (abgekürzt SdKfz 251), in unserem Land besser unter dem Namen der Herstellerfirma „Hanomag“ bekannt, wurde zu einem der Symbole des Zweiten Weltkriegs und war in der Anzahl der produzierten Exemplare nur dem amerikanischen Panzerwagen M3 unterlegen. Insgesamt wurden von Juni 1939 bis März 1945 mehr als 15,5 Tausend solcher Kampffahrzeuge verschiedener Modifikationen produziert. Der Panzerwagen erwies sich als erfolgreich und verlor auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht an Bedeutung. Er wurde von tschechischen Konstrukteuren und dem Militär bemerkt, die Ende 1950 einen Panzerwagen entwickelten und einführten. Auf den ersten Blick war klar, welches Auto seine Schöpfer inspiriert hatte. Dies ist ein Halbkettenpanzerwagen Tatra OT-810.
Der OT-810 kann im wahrsten Sinne des Wortes als eine Nachbildung des „Hanomag“ bezeichnet werden. Dieser Vergleich unterstreicht nicht nur die allgemeine äußerliche Ähnlichkeit der beiden Kampffahrzeuge, sondern auch die erfolgreiche Filmkarriere des tschechoslowakischen Schützenpanzers. Nach dem Krieg, insbesondere nach dem Abzug der tschechoslowakischen Armee, tauchten die Schützenpanzer Tatra OT-810 aufgrund ihrer äußerlichen Ähnlichkeit mit den Schützenpanzern der Wehrmacht aus dem Zweiten Weltkrieg sehr häufig in Militärfilmen auf. Das bereits außer Dienst gestellte Kampffahrzeug wird heute erfolgreich im Film eingesetzt und auch von Reenactors weltweit aktiv genutzt. Der neueste Film, in dem Tatra OT-810 Schützenpanzer mitgespielt haben, ist „Iljinski-Grenze“, der im November 2018 in der Region Moskau gedreht wurde. Die Weltpremiere dieses Films ist für Mai 2020 geplant und fällt zeitlich mit dem 75. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg zusammen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Tschechoslowakei wieder als unabhängiger Staat wiederhergestellt. Fast sofort stellte sich die Frage, wie die Armee des Landes bewaffnet werden sollte. Zum ersten Mal waren die Waffen und das Arsenal der deutschen Armee eine große Hilfe. Die tschechoslowakische Armee war mit mittleren Panzern Pz. IV, Panzerabwehr-Selbstfahrlafetten Hetzer, Schützenpanzern Sd.kfz. 251 und deutschen Halbkettenschleppern bewaffnet. Abgesehen von Panzern wurde die gesamte übrige Ausrüstung während des Krieges in Fabriken in der Tschechoslowakei hergestellt, sodass es bei Betrieb und Reparatur dieser Kampffahrzeuge keinerlei Probleme gab. Als die Sowjetunion die Tschechoslowakei mit militärischer Ausrüstung aus eigener Produktion aufrüstete, wurden Panzer und Selbstfahrlafetten, die sie von Nazi-Deutschland geerbt hatte, aus dem Dienst genommen und Lastwagen durch neue Tatra ersetzt. Als Ergänzung kamen jedoch Schützenpanzer hinzu. Die UdSSR produzierte nicht genügend gepanzerte Mannschaftstransportwagen, um diese auch an ihre Verbündeten frei zu liefern. Lediglich die im Land erschienenen BTR-40 und BTR-152 wurden aktiv an die sowjetische Armee geliefert. Mitte der 1950er Jahre reichte dies noch aus, um die sowjetischen Einheiten mit solchen Panzerfahrzeugen zu sättigen. Dies war der Grund für die Wiederaufnahme der Produktion eines stark modernisierten deutschen Halbketten-Panzertransporters in der Tschechoslowakei.Der Schützenpanzer Tatra OT-810 war eine grundlegend modernisierte Version des deutschen Ganomag und die weltweit einzige Version des Halbketten-Schützenpanzers, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs produziert wurde. Der in den 1950er Jahren entwickelte Schützenpanzer ging 1958 in Serie und wurde bis 1963 produziert. In dieser Zeit wurden in der Tschechoslowakei rund 1800 Kampffahrzeuge hergestellt – 1250 lineare Schützenpanzer, der Rest – darauf basierende Spezialfahrzeuge. Die Produktion des Schützenpanzers OT-810 erfolgte im Werk „Podpolyanske Building“ in Detva (Slowakei).

Während der Kriegsjahre wurden die deutschen Halbketten-Schützenpanzer Sd.Kfz.251 für den Bedarf der Wehrmacht auch von der tschechischen Firma Skoda im Werk Pilsen produziert. Nach Kriegsende wurde im Tatra-Werk in Koprshivnitsa ein neuer Schützenpanzer für den Bedarf der tschechoslowakischen Armee gebaut. Das Kampffahrzeug, das die Bezeichnung OT-810 erhielt, behielt äußerlich seine Ähnlichkeit mit seinem deutschen Vorgänger bei und übernahm das ursprüngliche Layout des Schützenpanzers Sd.Kfz.251/1 Ausf.D. Gleichzeitig wurde das Fahrzeug hinsichtlich einiger Designlösungen erheblich modifiziert. Der Schützenpanzer erhielt einen neuen luftgekühlten Dieselmotor von Tatra, eine vollständig geschlossene Panzerkarosserie und ein verbessertes Fahrwerk.
Dieses Gehäuse wurde erheblich modernisiert. Der Kampfraum wurde erweitert, Schießscharten für das Abfeuern von persönlichen Gewehrwaffen der Landung wurden angebracht und die Form des Hecks wurde von der Variante des Schützenpanzers Sd.Kfz.251/1 Ausf.C übernommen. Oben erschien ein vollwertiges Panzerdach, das die Landung nicht nur vor Kugeln und Granatsplittern auf dem Schlachtfeld schützte, sondern auch vor Niederschlägen in Form von Regen und Schnee. Das Dach des Rumpfes war außerdem mit einer Luke ausgestattet, die vom Kommandanten des Kampffahrzeugs benutzt werden konnte. Darauf wurde ein Turm installiert, um das 7,62-mm-Maschinengewehr aufzunehmen. Ursprünglich war es das VZ.52, das später durch ein anderes tschechisches Maschinengewehr, das VZ.59, ersetzt wurde. Die Panzerung des Rumpfes wurde nicht wesentlich geändert, die Panzerplatten selbst wurden in rationalen Neigungswinkeln angeordnet. Die Dicke der Frontpanzerung überschritt nicht 15 mm, an den Seiten des Rumpfes – 8 mm. Während der Panzerrumpf „Ganomaga“ während der Kriegsjahre Stück für Stück mit Bolzen zusammengebaut wurde, war die Karosserie des tschechoslowakischen Schützenpanzers OT-810 vollständig geschweißt.
Die Karosserie des neuen Schützenpanzers wurde aus Panzerstahlblechen auf einen massiven Vierkantstahlrahmen geschweißt. Die Karosserie blieb unverändert und verfügte über eine Motorhaubenschaltung. Der Motor befand sich vorne. Unter der gepanzerten Motorhaube des Schützenpanzers OT-810 arbeitete ein luftgekühlter 8-Zylinder-V-Dieselmotor der Firma Tatra. Es handelte sich um einen Tatra T-928-3 mit knapp 10 Litern Hubraum. Bei 2000 U/min leistete dieser Motor maximal 122 PS. In den deutschen „Ganomagah“-Modellen wurden Maybach-Benzinmotoren verbaut, deren Leistung 100 PS nicht überschritt. Neben dem Motor wurde beim OT-810 auch die Form des Schalldämpfers geändert. Der Benzintank befand sich im Boden.

Unmittelbar hinter der Motorhaube befand sich das Kommandobüro mit den Plätzen des Kommandanten des Kampffahrzeugs und des Fahrers. Dahinter lag der Truppenabteil, der in keiner Weise vom Hauptquartier getrennt war und bis zu 10 voll ausgerüstete Soldaten aufnehmen konnte. Der Kommandant und der Mechaniker des Fahrzeugs beobachteten die Straße und das Schlachtfeld durch Beobachtungsfenster in der Frontplatte sowie an den Seiten des Rumpfes. Diese Fenster waren mit speziellen gepanzerten Abdeckungen mit Sichtschlitzen sowie kugelsicheren Triplexen abgedeckt. Im Korps waren die Fallschirmjäger wie folgt positioniert: Direkt hinter dem Mechvod und dem Kommandanten saßen zwei Fallschirmjäger, ihre Plätze waren in Richtung des Fahrzeugs ausgerichtet, die anderen 8 Personen saßen an den Seiten des Rumpfes einander zugewandt. Das Landen und Aussteigen der Fallschirmjäger erfolgte entweder durch die Hecktüren oder durch Klappen und eine Luke im Dach des Rumpfes.Der Schützenpanzer OT-810 wurde über ein Lenkrad gesteuert, das den für einen modernen Fahrer ungewöhnlichen Neigungswinkel wie beim deutschen Pendant aufwies (das Lenkrad ist nach unten geneigt), sowie über Hebel zur Steuerung der Bordbremsen, die dem Fahrer/Mechaniker die Lenkung der Ketten ermöglichten, was die Manövrierfähigkeit des Schützenpanzers deutlich verbesserte. Das Fahrwerk des tschechoslowakischen Schützenpanzers war wie beim deutschen Pendant als Halbkettenfahrzeug ausgelegt. Die Vorderräder waren gefedert (es wurde eine Querfeder verwendet) und mit hydraulischen Stoßdämpfern ausgestattet. Die Räder hatten Stollen, waren schlauchlos, ausgeschäumt und durchschussfest. Der hintere Antrieb war auf Ketten aufgebaut und behielt die Schachbrettanordnung der Laufrollen bei. Diese Rollenanordnung erhöhte die Überlebenschancen der Maschine und die Laufruhe, verschlechterte aber die Wartungsfreundlichkeit, insbesondere im Gelände, erheblich. Die äußere Reihe bestand aus drei Walzen, die innere aus vier Walzen und die mittlere aus sechs gummierten Walzen mit großem Durchmesser, vorderen Führungs- und hinteren Führungsrädern. Die Grundwalzen waren gestanzt, was ihre Herstellung erleichterte. Die Kettenaufhängung bestand aus Drehstabfedern. Auch die Raupen selbst wurden verändert, die Gummipads wurden entfernt und die Ösen verstärkt.Der Schützenpanzer Tatra OT-810 konnte Anhänger mit einem Gewicht von bis zu drei Tonnen transportieren. Zusätzlich war ein Teil der Schützenpanzer mit einem Schutzsystem gegen Massenvernichtungswaffen ausgestattet und mit einer speziellen Filteranlage – dem HLF – ausgestattet. Die Anwesenheit der FVU an Bord führte zu einer Reduzierung der Fallschirmjägerzahl, da an der Steuerbordseite des Truppenabteils des Panzerfahrzeugs viel Platz für die Filteranlage blieb.
In dieser Form wurden die tschechoslowakischen Schützenpanzer bis Mitte der 1960er Jahre aktiv genutzt und dann durch die neuen BTR OT-62 und OT-64 ersetzt. Ab Mitte der 1960er Jahre wurden die Schützenpanzer OT-810 an Hilfseinheiten übergeben oder zu Panzerabwehrkanonen mit rückstoßfreien 82-mm-Kanonen umgebaut. Dieses Modell wurde auch weiterhin als konventionelle Zugmaschine, unter anderem für verschiedene Artilleriesysteme, eingesetzt. Der Panzerabwehrpanzer OT-810 blieb bis Mitte der 1980er Jahre im Einsatz. Gleichzeitig begann in den 1980er Jahren die massive Außerdienststellung des OT-810 in der tschechoslowakischen Armee, und 1995 wurden die letzten verbliebenen Exemplare aus dem Lager entfernt.
Auf Basis des Schützenpanzers OT-810 wurde auch ein Jagdpanzer entwickelt. Dieses Kampffahrzeug erhielt die Bezeichnung OT-810D. Das Fahrgestell blieb unverändert, der Kampfraum hingegen wurde verändert, das Dach verschwand. Dadurch konnte eine Kampfkabine mit seitlich klappbaren Panzerschilden platziert werden, die die rückstoßfreie 82-mm-Kanone M59A schützten. Bei Bedarf konnte die Kanone relativ einfach aus dem Panzerfahrzeug ausgebaut und als herkömmliches gezogenes Artilleriesystem eingesetzt werden . Der vertikale Richtwinkel der Kanone reichte von -13 bis +25 Grad. Die Besatzung des Jagdpanzers OT-810D bestand aus vier Personen: Fahrer, Kommandant, Richtschütze und Ladeschütze. Gleichzeitig erhöhte sich die Höhe des Kampffahrzeugs mit Kanone und Kabine auf 2,5 Meter.

Interessanterweise erweckte der deutsche Halbkettenpanzerwagen Sd.Kfz.251 nicht nur den tschechoslowakischen Nachkriegspanzer zum Leben. Sein entfernter Vorfahre galt als Daimler-Halbketten-Lkw. Der Lkw wurde in Deutschland speziell für Portugal gefertigt und mit Gummibändern ausgestattet, die die Antriebsräder mit einem zusätzlichen Paar Führungsräder verbanden. Dank dieser einfachen Raupenkonstruktion konnte das Fahrzeug auch weiche Böden souverän bewältigen.Leistungsmerkmale des Tatra OT-810:
Gesamtmaße: Länge – 5,71 m, Breite – 2,19 m, Höhe – 2,10 m.
Panzerung – 8–15 mm.
Kampfgewicht – ca. 9 Tonnen.
Der Antrieb erfolgt durch einen luftgekühlten 8-Zylinder-Dieselmotor TATRA T-928-3 mit einer Leistung von 90 kW (122 PS).
Höchstgeschwindigkeit – bis zu 60 km/h.
Gangreserve – 600 km.
Kapazität – 2 (Besatzung) + 10 (Landung).
Bewaffnung – 7,62-mm-Maschinengewehr VZ.59 oder 82-mm-rückstoßfreies Geschütz M-59A.