Im Jahr 1944, während des Zweiten Weltkriegs, bereitete die deutsche Wehrmacht in Cuxhaven den Start einer V2-Rakete vor. Die V2, offiziell als Aggregat 4 (A4) bezeichnet, war die erste funktionsfähige Großrakete der Welt und gilt als Vorläufer moderner ballistischer Raketen. Sie wurde von Wernher von Braun und seinem Team in Peenemünde entwickelt und stellte einen Meilenstein in der Raketentechnologie dar.

Die V2 war etwa 14 Meter lang, hatte einen Durchmesser von 1,65 Metern und wog beim Start rund 12,5 Tonnen. Angetrieben wurde sie von einem Flüssigkeitsraketentriebwerk, das Alkohol und flüssigen Sauerstoff als Treibstoff verwendete. Mit einer Reichweite von bis zu 320 Kilometern und einer maximalen Flughöhe von etwa 90 Kilometern konnte sie Ziele in großer Entfernung erreichen. Nach dem Start beschleunigte die V2 auf eine Geschwindigkeit von über 5.700 Kilometern pro Stunde, wodurch sie das Ziel in wenigen Minuten erreichte.

Die Vorbereitung eines V2-Starts war eine komplexe und gefährliche Aufgabe. Zunächst musste die Rakete in vertikaler Position aufgestellt und auf der mobilen Startrampe fixiert werden. Anschließend wurden die Treibstofftanks mit Alkohol und flüssigem Sauerstoff befüllt, ein Prozess, der aufgrund der extrem niedrigen Temperatur des flüssigen Sauerstoffs besondere Vorsicht erforderte. Zudem mussten die Steuerungssysteme der Rakete überprüft und die Zündmechanismen vorbereitet werden. Die gesamte Prozedur dauerte mehrere Stunden und erforderte die Zusammenarbeit eines erfahrenen Teams von Technikern und Soldaten.

Cuxhaven spielte eine besondere Rolle in der Geschichte der V2-Rakete. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs führten britische Streitkräfte im Rahmen der “Operation Backfire” im Oktober 1945 mehrere Teststarts von V2-Raketen in der Nähe von Cuxhaven durch, um die Technologie zu verstehen und zu dokumentieren. Diese Tests wurden ausführlich gefilmt und fotografiert und dienten als wertvolle Informationsquelle für die spätere Raketentechnologie.

Die V2-Rakete markierte den Beginn des Raketenzeitalters und legte den Grundstein für die spätere Raumfahrt. Trotz ihrer Verwendung als Waffe im Krieg trug die Technologie der V2 maßgeblich zur Entwicklung von Raumfahrzeugen und Interkontinentalraketen bei. Wissenschaftler wie Wernher von Braun, die an der Entwicklung der V2 beteiligt waren, spielten später eine Schlüsselrolle in den Raumfahrtprogrammen der USA und der Sowjetunion.

Heute erinnert wenig in Cuxhaven an diese Episode der Geschichte. Dennoch bleibt die Vorbereitung und der Start der V2-Rakete ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte der Raketentechnologie und der Stadt Cuxhaven.