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Diese Bilder zeigen die lebhaften Bewohner einer einzigen Ostberliner Straße zwischen 1986 und 1987
RHP 5-6 Minuten 01.05.2018
Die Rockgruppe Phonolog.
Diese interessanten Bilder des Fotografen Harf Zimmermann drehen sich um die Hufelandstraße, eine belebte Straße im Herzen der kommunistischen DDR. Das Viertel war eine Anomalie in der zunehmend tristen, von der Sowjetunion verwalteten Stadt.
Die Gebäude glänzten mit stolzen Fassaden und Balkonen, Linden säumten die breiten Bürgersteige und eine ungewöhnlich hohe Zahl von Geschäften in Privatbesitz war noch immer geöffnet.
Doch 1985 wurden die bröckelnden Balkone abgetragen und 1987, als der Boden durch undichte Gasleitungen vergiftet war, wurden die letzten Linden gefällt. Zimmermann fühlte sich als „letzter Zeuge“ von etwas, das bald für immer verschwinden würde, und ging mit einer Großformatkamera auf die Straße.
Die Bilder von Harf Zimmermann wecken Erinnerungen an Kohlenrauch und nacktes Mauerwerk. An den bröckelnden Fassaden sind noch Einschusslöcher aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen. Das endlose, monotone Grau durchdringt alles und beherrscht die kommunistische DDR von Nord bis Süd.
Eine weitaus buntere Präsenz als die architektonischen Gegebenheiten des Sozialismus bieten dagegen die Bewohner: Handwerker, Künstler, Musiker, Parteifunktionäre, Schauspieler und Klavierbauer.
An der Ecke Hufelandstraße/Bötzowstraße.
Während die SED in Marzahn und Hellersdorf mit ihren Wohnprojekten neue Stadtteile aus dem Boden zauberte, schien sie mit dem historischen Haus an der Hufelandstraße überfordert.
Sie blieben ein Erbe des Kapitalismus. Familienbetriebe, die anderswo schon lange enteignet waren, florierten hier weiter, ohne dass öffentliche Ämter oder Branchenverbände ihnen etwas vorkauten. Jeder hier schien sich mit der Straße verbunden und für sie verantwortlich zu fühlen – und war ständig bemüht, diesen kleinen Lebensraum so lange wie möglich zu erhalten.
Die Hufelandstraße, hinter vorgehaltener Hand oft als „Kurfürstendamm des Ostens“ bezeichnet, ist nicht nur ein Beispiel unaufgearbeiteter Biografien in der untergegangenen DDR, sondern aus heutiger Sicht auch eine Fallstudie der rasanten Gentrifizierung und des Strukturwandels in der Innenstadt nach 1989.
Nur eine Handvoll der ursprünglichen Bewohner aus der Zeit von Harf Zimmermanns Bildern leben noch dort. Kaum ein anderes Viertel in Ostdeutschland hat in den letzten 25 Jahren einen so umfassenden und totalen Austausch seiner Bewohner erlebt. Fast alle Gebäude wurden saniert, die Spuren ihrer Geschichte übermalt und die Mietpreise in die Höhe getrieben.
HO-Metzgerei „Wild Geflügel“, Nr. 10.
Herr und Frau Fleischer im Verlobungsoutfit mit ihrem Hund Putzi.
Renovierungselektriker.
Rocky, der Bullterrier vor einem Mercedes von 1936.
Meine Nachbarin Frau Töpfer mit ihrem Enkel René.
Frau Baer (Mitte) mit ihrer Tochter, ihrem Enkelkind und dem Lebensgefährten ihrer Tochter zum 38. Jahrestag der Gründung der DDR.
Das Brautpaar Frau und Herr Dressler, die das Paket „Traditionelle Hochzeit – 750 Jahre Berlin“ gebucht haben.
Zwei Schüler der achten Klasse.
Student, dessen Spitzname „Student“ war.
Mitarbeiter der Genossenschaft „Berliner Blumen“, Nr. 18.
Von links nach rechts: Beate (Freelancerin) mit ihrer Tochter Henriette, ihr Lebensgefährte Matthias (Freelancer) mit seinem Sohn Gregor und ihre Tochter Lilly.
Ingeborg (vorne, Reinigungskraft), ihr Sohn Lothar (links, Tischler), ihr Enkel Guido und ihre Großmutter.
Margot Schulz, Invalidenrentnerin, mit drei ihrer vierzehn Kinder.
(Bildnachweis: Harf Zimmermann).